Gebende

Autor: TV2 Robot   Nachricht
Inhalt
1 Materialien und Werkzeuge
2 Zuschnitt
3 Die Stirnbinde
4 Die Kinnbinde
5 Stärkung des Gebendes
6 Anlegen des Gebendes
Gebende aus der Mannessischen Liederhandschrift (14. Jhdt.)
Gebende aus der Mannessischen Liederhandschrift (14. Jhdt.)
In der bekannten Manesseschen Liederhandschrift des 14. Jahrhunderts sieht man die meisten der dargestellten Damen eine weiße Kopfbedeckung tragen, kurz als "Gebende" bezeichnet. Beim Gebende handelt es sich laut diverser Quellen um ein Stirnband mit gekräuseltem Rand und einer separaten Kinnbinde, daneben gab es noch eine Art Kappe, heute "Pillbox" genannt, zu sehen z.B. bei der Figur der Uta vom Naumburger Dom. Getragen wurde auch dazu die Kinnbinde, die so stramm wie möglich zu sitzen hatte, so daß sie die Frau beim Sprechen und Essen hinderte.
Nachdem ich keine brauchbaren Nähanleitungen zu diesen Kopfbedeckungen finden konnte, habe ich schließlich nach einigen Versuchen ein Gebende genäht, wie es durchaus im Original des 13./14. Jahrhunderts hätte aussehen können.

1 Materialien und Werkzeuge

* möglichst 100% weißes Leinen (Mischgewebe sind aber auch möglich) * Kordel, ca. 60 cm lang (weiß, wenn möglich - mindestens 0,5 cm stark, max. 1,5 cm - möglichst leicht!) * weißes Garn * Maßband * Schere * Bügeleisen * Stecknadeln (mind. 4 Stück) * 1 dünne Nähnadel


2 Zuschnitt

* Einen ca. 10 cm breiten und ungefähr 55 cm langen Leinenstreifen (das wird die Stirnbinde, daher den Kopfumfang an der Stirn nochmal individuell nachmessen!) * Einen ca. 12 cm breiten und max. 75 cm langen Leinenstreifen * Einen ca. 7 cm breiten und mind. 1 m langen Leinenstreifen


3 Die Stirnbinde

Der ca. 55 cm lange Leinenstreifen und der 1 m lange Streifen werden jeweils längs genau in der Mitte gefaltet und überbügelt, sodaß der Stoff doppelt liegt.

Tip: - Hans Wurst:
Die Wurst - Eine Fettige Geschichte,
Stadt, 1900 An einigen historischen Fundstücken sieht man die damals übliche Nähweise, die zwar etwas aufwendiger ist, dafür aber auch recht gut hält. Man nähte nicht waagerecht, wie heute üblich (also so: - - - ) sondern eher diagonal (nämlich so: / / / ) und beim Umsäumen auch nicht direkt am Stoffrand (diagonale Nähte werden in den Zeichnungen als blau gestrichelte Linien dargestellt). Diese Art zu nähen habe ich bei Wandteppichen und an Kleidungsstücken des Hoch- und Spätmittelalters gesehen, und von weitem konnte man die Stiche kaum erkennen, wobei auch meist noch ein Faden in der Stoffarbe benutzt wurde.
Jetzt näht man den schmalen Streifen (mit der offenen Seite nach unten!) in kleine Falten gelegt in den breiten Leinenstreifen ein. Der Rand des breiten Streifens sollte dabei umgelegt und am besten auch glattgebügelt werden, damit spart man sich das zusätzliche Umsäumen.

Danach wird durch die Öffnung an der Seite des gekräuselten Bandes die Kordel gezogen und zwar so, daß der Rand hinterher leicht über das Stirnband hinausragt. Zum Schluß werden die offenen Enden zusammengenäht, möglichst auch so, daß das fertige Stirnband unten ein wenig schmaler ist als oben. Vorher sollte noch einmal geprüft werden, ob der Durchmesser korrekt ist und es auch passt.


4 Die Kinnbinde

Der 75 cm lange Leinenstreifen wird wie die anderen Stoffstreifen längs in der Mitte gefaltet und zur Fixierung glattgebügelt. Danach wird daraus ein Schlauch genäht, wobei das eine schmale Ende offenbleibt (im Bild rechts).

Nun wird dieser auf links gedreht, sodaß diese Nähte nun innen sind. Daraufhin wird das noch offene Ende zugenäht und eventuell noch umsäumt.


5 Stärkung des Gebendes

Bevor die Hauben getragen wurden, war es im Mittelalter meist nötig, den Stoff zu stärken. Da man die heute verwendeten biologischen Stärken (z.B. Kartoffelstärke) nicht kannte und auch nicht alle dafür geeigneten Lebensmittel verfügbar oder erschwinglich waren, kam mir die Idee, man könnte Mehl benutzt haben. Diese Stärke ist leicht herzustellen, nicht zu fest, beläßt also den Stoff noch elastisch.

Zur Herstellung der Stärke benötigt man lediglich lauwarmes Wasser in einer Schüssel und etwa eine Handvoll Mehl, welches im Wasser gelöst wird. Dann bewegt man den Stoff kurz in diesem Bad und wringt ihn vorsichtig aus, bevor man ihn zum Trocknen an einen warmen Platz legt, z.B. auf die Heizung. Wenn möglich sollte man die Stirnbinde direkt in die Form bringen, die sie später beibehalten soll.


6 Anlegen des Gebendes

Angelegt wird das Gebende nun folgendermaßen: Die Kinnbinde wird unter dem Kinn gespannt, dann über die Ohren führend am Hinterkopf übereinandergelegt und dort mit zwei Stecknadeln zusammengehalten. Darüber wird die Stirnbinde gelegt und ebenfalls mit zwei Stecknadeln auf jeder Seite fixiert.

Das sollte dann genauso aussehen, wie auf den Abbildungen der Manesseschen Liederhandschrift.
Viel Spaß!

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