Schmuck und Kopfbedeckungen für Frauen

Autor: Sylvia Crumbach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.
Lüneburger Frauentracht der mittleren Bronzezeit: Flügelhaube und Haarknotenfibel, aus Bronzezeit in Niedersachsen, Herausgeber Günter Wegner (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover) Seite 105
Lüneburger Frauentracht der mittleren Bronzezeit: Flügelhaube und Haarknotenfibel, aus Bronzezeit in Niedersachsen, Herausgeber Günter Wegner (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover) Seite 105
Der Schmuck und die Kopfbedeckungen gehören zu den charakteristischen Trachtbestandteilen: Von den Flügelhauben der Bronzezeit bis zu den neuzeitlichen Hauben der Nationaltrachten. Zu den frühen Nachweisen gehören die Flügelhauben der Bronzezeit, wie z. B. für den Bereich Niedersachsen belegt. Diese Funde gehören in die Zeit um 3000 vor unserer Zeitrechnung, zeitgleich mit der frühen ägyptischen Hochkultur. Aufgrund der günstigen Erhaltungsbedingungen, es sind an Metallteilen sogar Reste von organischem Material erhalten, lassen sich die Kopfbedeckungen recht genau rekonstruieren. Die Hauben bestanden aus einer Kappe aus Wollstoff oder Leder mit seitlich abstehenden Flügeln. Eine auf den Rücken herabfallende Kette sollte verhindern, daß die Flügel beim Neigen des Kopfes nach vorne fallen. In die gleiche Zeit gehören kleine Haarknotenfibeln, die eine hochgesteckte Frisur zusammengehalten haben. Ebenso in diese Epoche fallen auch Funde aus Jütland. Hier haben sich durch die Sitte, die Toten in Särgen aus ganzen Eichenstämmen zu bestatten, teilweise ganze Trachtenausstattungen erhalten. Haartracht und Schmuck ließen wahrscheinlich unter anderem auf die soziale Stellung der Trägerin schließen. In dieser Gegend haben verheiratete Frauen das Haar recht kurz getragen, darauf lassen die Opferfunde von Haarflechten aus Mooren schließen. Die Frisur wurde von einem geflochtenen Haarnetz, z.B. aus Roßhaar, zusammengehalten. Zusammen mit den Haarnetzen wurden große runde Ohrringe gefunden.
"Dame von Elche", Spanien, aus Europäische Vorzeit, Torbrügge
Auch in keltischer Zeit wurde reicher Schmuck getragen. Die Plastik der sogenannten "Dame von Elche" (Spanien) zeigt eine aufwendige Haube mit reichem Schmuck. Für den keltischen Kulturkreis sind auch Diademe und teils aufwendige Haarnadeln belegt. (z.B. im Grab der "Prinzessin von Reinheim")
Einen guten Einblick in die Haar und Schmucktracht der römischen Eisenzeit (ca. 100 v. u. Z. bis ca. 300 u. Z.) im norddeutschen Raum bieten sowohl Moorfunde wie auch Opferfunde (Depotfunde). Es wurden weiterhin geflochtene Haarnetze getragen, es sind Ohrringe, Haarnadeln und Stirnreife belegt. Einen guten Ãœberblick über die von Frauen getragenen kleinen Schmuckstücke, wie Haarnadeln, bieten Funde aus Quellheiligtümern. Es war Sitte, diese Opfer für weibliche Quell- und Fruchtbarkeitsgottheiten zu bringen. Die Haar- und Schmucktracht war in den Gebieten, die unter römischer Herrschaft standen, auch an die römische Mode angelehnt. Beispiele sind bei Funden aus der Gegend um Köln (Colonia Claudia) zu finden. Von römischen Frauen wurde die sogenannte Palla getragen, ein großes Tuch, das ähnlich wie ein Mantel auch den Kopf bedecken konnte. Die Frisuren waren sehr aufwendig. Die Haarmode bestand aus aufgetürmten Lockenfrisuren, zusätzlich wurden manchmal goldene Ketten oder Edelsteine in die Frisur geflochten. Auch (vorzugsweise blonde) Perücken wurden getragen. In spätrömischer Zeit kommt mit der Verbreitung des Christentums die Sitte auf, die Haare mit Schleiern bzw. Kopftüchern zu bedecken.
Rekonstruktionszeichnung, Tracht der Arnegunde um 570, aus Die Völkerwanderung von Magdalena Maczynska
Rekonstruktionszeichnung, Tracht der Arnegunde um 570, aus Die Völkerwanderung von Magdalena Maczynska
Viele Funde und auch schon schriftliche Quellen berichten von den verschiedenen Trachten der Völkerwanderungszeit. Anhand des Trachtenzugehörs lassen sich die einzelnen Völker unterscheiden. Etwa zeitgleich bildete sich in Byzanz ein Stil aus, der die Schmucktracht des deutschen Mittelalters maßgeblich beeinflussen sollte. Als Beispiel für die merowingische Tracht um das Jahr 565- 570 lassen sich die Funde aus dem Grab der Königin Arnegundis aufführen, das 1959 in der Basilika Saint- Denis bei Paris entdeckt wurde. Da viele Reste von Textilien erhalten sind, läßt sich die Tracht recht genau rekonstruieren. Neben vielen anderen prächtigen Kleidungsstücken trug sie einen hüftlangen, feinen Satinschleier der an den Schläfen mit zwei kleinen Goldnadeln an den Haaren oder einer Haube festgesteckt war. Zeitgleich trugen vornehme hunnische Frauen goldene Stirnbänder, die mit Almandinen und Perleinlagen verziert waren, sowie große Ohrringe mit Filigranzierat und Halbedelsteinen. Bei den Franken war es Sitte, daß freigeborene Jungfrauen das offene Haar mit einer golddurchwirkten Stirnbinde zusammen hielten, was auch durch einen auf das Jahr 550 datierten Grabfund aus dem Kölner Dom belegt ist.
Beispiel für die Trageweise von Schläfenringen, Vineta - Atlantis im Norden, I. u. P.W. Lange
Beispiel für die Trageweise von Schläfenringen, Vineta - Atlantis im Norden, I. u. P.W. Lange
Zeitgenossen im frühen Mittelalter waren Karl der Große und die Königin Asa, deren Grab nach landläufiger Meinung der Hügel mit dem berühmten Oseberg- Schiff ist. Um beide Persönlichkeiten hat es mit Sicherheit eine prächtige Hofhaltung gegeben. Die Kirche gebot zwar unter Berufung auf die Bibel ein Bedecken der Haare, jedoch am Hof Karls des Großen wurde dies nicht so streng gehalten, wie der Dichter Angilbert berichtet. Die Haare wurden mit bunten Seidenbändern zu Zöpfen geflochten oder mit Edelsteinen aufgesteckt. Es wurden Stirnreife oder Diademe getragen. Viele textile Reste haben sich sowohl im Oseberggrabhügel, als auch in Gräbern, z.B. bei der reichen Handelsstadt Birka erhalten. Durch Abbildungen auf Gedenksteinen sind verschiedene hochgesteckte Zopffrisuren bekannt, in späterer Zeit wurden die Haare auch mit Kopftüchern oder Schleiern bedeckt. Die abgebildeten Frauen wirken mit den hochgesteckten Zöpfen eher eindrucksvoll als, wie im deutschen Bereich, elegant.
In den slawischen Siedlungsbereichen unterschied sich die Schmucktracht stark von den zuvor beschriebenen. Ein besonderes Kennzeichen dieser Frauentracht waren die sogenannten Schläfenringe, die an Stirnbändern oder Hauben getragen wurden. Funde von Schläfenringen kommen im gesamten slawischen Siedlungsbereich vor. Die Stammesunterschiede zwischen West- und Südslawen spiegeln sich auch in dem zur Tracht gehörenden Schmuck wieder, welcher im Norden aus Silber, im Süden aus Bronze gearbeitet war. Die größere Verbreitung von Silberschmuck im westlichen und nördlichem Bereich wird unter anderem mit den Handelbeziehungen zu den Wikingern und zu Byzanz erklärt. Auch im Hochmittelalter bleiben die Unterschiede zwischen der Tracht auf deutschem Siedlungsgebiet (einschließlich Holstein und Mecklenburg) an der Ostseeküste sehr groß. Es wird scheinbar mehr und verschiedenartiger Schmuck getragen. Typisch sind die sogenannten Beerenohrringe und runde Ohrringe, die auch mit Filigranauflagen verziert sind. Ein weiterer grundlegender Unterschied ist der Nachweis von Schmuckstücken in einfacherer Ausführung. Schmuck wurde, anders als im feudalen deutschen Einflußgebiet, von einer größeren Bevölkerungsgruppe getragen.
Slawischer Frauenschmuck Ende 11./ Anfang 12. Jahrh. Grabfund vom Burgwall bei Ducovè, Das Reich der Salier, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz
Slawischer Frauenschmuck Ende 11./ Anfang 12. Jahrh. Grabfund vom Burgwall bei Ducovè, Das Reich der Salier, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinland-Pfalz
Diese Trachteigenheiten haben sich auch noch längere Zeit gegen fremde Kultureinflüsse behaupten können, wie ein in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datierter goldener Schläfenring aus dem Apsisbereich der um 1100 erbauten Steinkirche in Alt- Lübeck zeigt. In spätottonischer und salischer Zeit, also ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts, ist die Schmucktracht in Deutschland stark von den byzantinisch- fatimidischen Goldschmiedearbeiten beeinflußt. Den Anstoß dazu hat vermutlich Kaiserin Theophanu (972-991), eine ehemals byzantinische Prinzessin, gegeben. Sie soll aufsehenerregenden "griechischen Schmuck" getragen haben, der bis dahin in Deutschland und Frankreich unbekannt war.
Rekonstruktionszeichnung Tracht der Kaiserin Agnes 11.Jahrh., Der Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes, Mechthild Schulze- Dörlamm
Rekonstruktionszeichnung Tracht der Kaiserin Agnes 11.Jahrh., Der Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes, Mechthild Schulze- Dörlamm
Rekonstruktionszeichnung, Tracht der Kaiserin Agnes 11.Jahrh., Der Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes, Mechthild Schulze- Dörlamm
Rekonstruktionszeichnung, Tracht der Kaiserin Agnes 11.Jahrh., Der Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes, Mechthild Schulze- Dörlamm
Im beginnenden (Hoch-) Mittelalter läßt sich allgemein sagen, daß sich die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volkgruppe (vom slawischen Siedlungs-bereich abgesehen) nicht mehr klar am Trachtenzugehör erkennen läßt. Der Schmuck des Adels unterliegt Einflüssen aus Byzanz und bekommt so einen "internationalen" Charakter, der die gesellschaftliche Stellung der Trägerin betont. Da sich Schmuckstücke nicht in einfacheren Ausführungen oder aus billigeren Materialien finden, wird davon ausgegangen, daß Schmuck nur noch vom Adel getragen wurde. Die Bevölkerung verarmte in den zentralen Bereichen der Salierreichs so sehr das auch einfacher Schmuck, der in früheren Zeiten die Stammeszugehörigkeit gezeigt hatte, völlig verschwindet. Ein bedeutendes Beispiel für den Schmuck der damaligen Zeit ist der Mainzer Schatz der Königin Agnes, der in das mittlere 11. Jahrhundert datiert wird. Zum Fund gehören neben Ringen und Fibeln auch mehrere Ohrringe und Haarnadeln.
"Schleiernadeln", Silber mit goldenDer Mainzer Schatz der Kaiserin Agnes, Mechthild Schulze- Dörlammem Kugelkopf, aus dem "Gisela- Schmuck"
Die Ohrringe gehören zu den sogenannten Halbmondohrringen, die im 10. Jahrhundert erst nur in Süddeutschland verbreitet waren, später jedoch bis in den skandinavischen Bereich gefunden wurden. Als Materialien sind ausschließlich Silber und Gold mit verschiedenen Edelsteinen nachgewiesen.
Ab den 11. Jahrhundert werden diese Schmuckstücke nicht mehr am Ohr getragen, sondern, wie in verschiedenen zeitgenössischen Abbildungen zu sehen, an Schleiern befestigt, die das Haar teilweise ganz verhüllten. Diese Schleier waren meist weiß, konnten aber durch ein farbiges (blaues oder rotes) Tuch ergänzt werden. Befestigt wurde der Schleier mit Haarnadeln. Aus dem oben genannten Schatzfund stammen zwei silberne, mit goldenen filigranverzierten Kugelköpfen versehene Nadeln. Es sind jedoch auch einfache Nadeln aus Bronze nachgewiesen. Haarnadeln aus einfachen Materialien, wie z.B. Bein wären denkbar, sind jedoch nicht nachgewiesen. Bild 8: "Schleiernadeln", Silber mit goldenem Kugelkopf , aus dem "Gisela- Schmuck"

Typologie hochmittelalterlicher Halbmondohrringe

Typologie hochmittelalterlicher Halbmondohrringe

Sog. Gräfin Bertha, Naumburg um 1250, Enge Haube mit Schleier, Die Zeit der Staufer II, Württembergische Landesmuseum Stuttgart
Sog. Gräfin Bertha, Naumburg um 1250, Enge Haube mit Schleier, Die Zeit der Staufer II, Württembergische Landesmuseum Stuttgart
Die Mode im 12. und 13. Jahrhundert war stark vom Rittertum geprägt. In Folge der Kreuzzüge kamen verschiedene neue Einflüsse auch in den deutschen Raum. Die gesamte Mode löst sich etwas von den Einflüssen der Kirche. Im 13. Jahrhundert kommt in der höfischen Tracht vermehrt eine verfeinerte Eleganz auf, die mit dem Begriff mâze als Tugend der Mäßigung umschreiben wird. In der Kirche und in der "Öffentlichkeit" besteht nach wie vor für Frauen das Gebot, die Haare zu bedecken. Zur höfischen Tracht des 12. Jahrhunderts scheinen vorübergehend auch wieder Zöpfe oder aufgesteckte Zopffrisuren gehört zu haben. Das Tragen von Ohrringen kommt jedoch nicht wieder auf. Im 13. Jahrhundert wird es jedoch endgültig Sitte, daß nur noch Jungfrauen mit entsprechenden Heiratsausichten die Haare offen oder als Zopffrisur getragen haben. Bild 10: Sog. Gräfin Bertha, Naumburg um 1250 Enge Haube mit Schleier
Ausschnitt aus einer Miniatur der Velislav- Bibel, Kappe mit Haarnetz und Schleier 14. Jahrh., Geschichte des Kostüms, Erika Thiel
Ausschnitt aus einer Miniatur der Velislav- Bibel, Kappe mit Haarnetz und Schleier 14. Jahrh., Geschichte des Kostüms, Erika Thiel
Die typische Kopfbedeckung der verheirateten Frau war das Gebende, ein weißes Leinenband, das als Kinnband getragen und mit Haarnadeln an den geflochtenen Haaren festgesteckt wurde. Dazu wurden kappenartige Hüte (ähnlich den sogenannten Pillboxhüten) getragen. Die Hüte waren teilweise aufwendig verziert. Die verwendeten Brokat- oder Seidenstoffe wurden mit farbiger Seide oder mit Goldfäden, die unter anderem in Köln gesponnen wurden, aufwendig bestickt. Zu diesen Hüten konnten auch Diademe getragen werden. Alternativ wurden Schleier von unterschiedlicher Länge getragen, teilweise mit bestickten oder angekrausten Rändern. Auch Haarnetze kommen wieder auf. Diese können mit silbernen oder goldenen Fäden geknüpft und mit Edelsteinen verziert sein. Ältere Frauen und Witwen haben weiterhin verhüllenden Hauben und Schleier getragen, die noch heute zur Nonnentracht gehören. Die beliebteste Kopfbedeckung war jedoch das Schapel. Dies ist ein mit Edelsteinen, Filigranauflagen etc. verzierter Metallreif, der manchmal zusätzlich mit Blumen geschmückt wurde. Getragen wurde das Schapel über der Gebende bzw. zu der entsprechenden Zopffrisur. Eine besondere Kostbarkeit stellte der sogenannte Pfauenhut dar. Dieser war ganz mit den Spiegeln aus Pfauenfedern besetzt.
Einfache Frauen trugen die Haare weiterhin mit verhüllenden Kopftüchern bedeckt. Die verschiedenen Schleier, Hauben etc. wurden von Haarnadeln gehalten, die jedoch in der Regel sehr schlicht waren und archäologisch kaum nachweisbar sind.
Das aufstrebende Bürgertum und der aus den teilweise unfreien Ministerialen entstandene Ritterstand kamen im Hochmittelalter zu Wohlstand. Die Mode des Adels wird übernommen und in einer dem Vermögen entsprechenden kostbaren Form getragen. Da die Kleidung im Mittelalter jedoch unter anderem den Stand der Person anzeigen sollte, kamen vermehrt Kleiderordnungen auf. Hier wurde aber in erster Linie die Menge an Stoff festgesetzt, die für eine Tracht verwendet werden durfte oder das Material und die Farbe eingeschränkt. Schon Karl der Große hatte Kleidervorschriften erlassen. Eine der ersten Kleiderordnungen ist in der um 1150 entstandenen "Kaiserchronik" enthalten. Diese hatte aber noch keinen Gesetzescharakter. Ab dem 14. Jahrhundert erlassene Kleiderordnungen sollten sich stark auf die Mode auswirken. Die zunehmend detaillierten Kleiderordnungen schreiben nicht nur Materialien und Farben vor die für eine Tracht verwendet werden durften, sondern auch die Länge der beliebten Hängeärmel oder den Aufwand bei den Hauben. Hier ein Beispiel: Der Rat von Speyer erläßt 1356 eine Verordnung "Ãœber hoffärtige Kleider und Zierden" "Die Frauen sollen keinen Kranz oder Schleier tragen, den man Kruseler nennt, mehr als vielfach gewunden, also daß alle die Windungen, ohne die Flocken daran, nicht höher als eines Fingerbreite von der Stirne aufragen. Ihre Zöpfe oder ihr Haar soll keine hinten herabhängen lassen, oder vorne unanständig gebundene Locken machen, oder auch hinten irgendwelche Haarschnüre herabhängen lassen, sondern ihr Haar soll schlicht (ohne Betrug) hochgebunden sein. Aber eine Jungfrau, die noch keinen Mann hat, darf wohl einen Kranz tragen und ihre Zöpfe oder Haarschnüre hinten herabhängen lassen…" In Kleiderordungen war aber auch festgelegt, an welchen auffälligen Besonderheiten in der Tracht bestimmte Randgruppen der Gesellschaft zu erkennen waren. Beispiele sind die roten "Hurenröcke" in Köln oder die Vorschrift, daß die Frau des Henkers einen gelben Schleier tragen mußte.
Rise und Kruseler,Das Buch der Gewandung, Xenia Krämer, Michael Störmer
Rise und Kruseler,Das Buch der Gewandung, Xenia Krämer, Michael Störmer
Hennin mit Mandril und Flinder, Das Buch der Gewandung, Xenia Krämer, Michael Störmer
Hennin mit Mandril und Flinder, Das Buch der Gewandung, Xenia Krämer, Michael Störmer
Wie bereits im 13. Jahrhundert trugen die Frauen in der Öffentlichkeit die Haare bedeckt. Offene Haare oder herabhängende Zöpfe wurden nur den Jungfrauen mit Heiratsaussichten zugestanden. In Deutschland ist vor allem der Kruseler beliebt. Diese Haubenform hatte sich aus einer früheren Form mit einem zart gekrausten Rand entwickelt. Die Anzahl der angekrausten Ränder wurde häufig in Kleiderordungen festgelegt. Es werden weiterhin enganliegende Hauben mit Schleiern getragen. Die Hauben bedecken teilweise auch das Kinn und werden dann als Rise bezeichnet. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts kommen die sogenannten Hörnerhauben und das Hennin auf. Die Erfindung des Hennins wird der Gemahlin Heinrichs des V., Isabeau, zugeschrieben und geht auf orientalische Vorbilder zurück. Das Hennin ist oft noch mit einem Schleier an der Spitze verziert, der bis zum Boden reichen kann, oder es wird durch ein an der vorderen Kante angebrachten Stoffstreifen, das sogenannte Mandril, ergänzt. Weiterhin wurden kappenförmige Hüte getragen, dazu die Haare geflochten und über den Ohren zu Schnecken aufgerollt, die dann von einem Haarnetz bedeckt wurden. Dazu konnte dann auch noch ein durchsichtiger Schleier getragen werden. Einfache Hauben wurden, entsprechend der Kleiderordungen, nun auch von Bürgerinnen oder Bäuerinnen getragen, so das nötige Vermögen vorhanden war. Bei ärmeren Frauen waren nach wie vor einfache Kopftücher in Gebrauch.
Aus der Männermode wird auch von adeligen Frauen das Gugel, bzw. die Gugelhaube übernommen. Die Kapuzen mit Schulterkragen wurden bereits im Frühmittelalter von einfacheren Leuten oder als Reisekleidung getragen. In der "modischen" Form werden die Zipfel sehr lang und es werden leuchtende Farben gewählt, die noch durch ein andersfarbiges Futter betont werden.
Als Hinweis auf die heutige Zeit folgendes: Aufwendige Hauben oder Hüte werden zu den verschiedenen National und Landestrachten getragen. (z.B. die bunten Flügelhauben zur Spreewälder Tracht). Noch im letzten Jahrhundert wurden solche Hauben in Gegenden mit reichem Bauernstand, z.B. in Westfalen, an Feiertagen getragen. An der Farbe und dem Schmuck der Hauben ließ sich der Stand und das Vermögen erkennen. Noch in den 50-ziger und 60-ziger Jahren ging keine "anständige" Frau ohne Hut und Handschuh aus dem Haus.
Verfasser: Sylvia und Heinz-Peter Crumbach, zuerst erschienen in "Turm und Zinne Nr. 10; 6.99"

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