Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Behinderte im Mittelalter

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Eintrag #1 vom 24. Sep. 2004 20:43 Uhr Gerhard Holzinger  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gerhard Holzinger eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Wie wurde mit behinderten Menschen im MA umgegangen

Hallo, also erstmal zur erkärung, ich bin zivi in einer Einrichtung für behinderte Menschen, also bin ich von meinem Beruf geschädigt.
Immer wenn ich eine schwerere Erkrankung habe, frage ich mich was wohl im Mittelalter medizinisch möglich gewesen wäre. Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich spätestens mit zwanzig gestorben wäre, hatte eine angeborene geschichte, musste operiert werden, das wär im MA wohl noch nicht machbar gewesen. aber das ist eine andere geschichte.
bei meiner täglichen (zwangs)arbeit begegne ich immer menschen mit den unterschiedlichsten behinderungen. körperlich, geistig, beides; und da hab ich mich schon oft gefragt was die leute im MA wohl mit diesen Menschen gemacht haben.
Glaubten sie an ein Werk des teufels, die vorgehensweise in diesem fall kann man sich ja leicht vorstellen, oder haben die menschen das schon begriffen, dass menschen mit behinderung trotzdem menschen wie du und ich sind?
vielleicht wisst ihr ja etwas über dieses thema.
euer fast-zivi
holzi

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Eintrag #2 vom 25. Sep. 2004 13:18 Uhr Jens (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Jens eine Nachricht zu schreiben.

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Schönes Buch dazu:
"Bettler und Gauler, Dirnen und Henker. Aussenseiter in einer mittelalterlichen Stadt"
Franz Irsigler, Arnold Lassotta, Köln 1996 Taschenbuch - 320 Seiten DTV, Mchn.
ISBN: 3423300752
Darin wird Anhand von spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen aus Köln auf die entsprechenden Randgruppen eingegangen.
Gruss, Jens, der hofft, dass das Thema im Rahmen bleibt und nicht ausartet

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Eintrag #3 vom 25. Sep. 2004 21:19 Uhr Gunter Krebs  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gunter Krebs eine Nachricht zu schreiben.

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Im "Sachsenspiegel" (1225) kann man einige Gesetze finden, die sich mit der Behandlung von Behinderten befassen.
Darin wird zum einen geregelt, wer für sie Vormund sein soll und welche Kompentenzen dieser hat. Dazu müsste ich mal die Textstellen nachschlagen.
Zum anderen werden Behinderte auch unter einen besondern Schutz gestellt. So ist ein geistig Behinderter nicht selbst für angerichtete Schäden haftbar zu machen:
Das Dritte Buch des Landrechts, 3:
"… ßber Geisteskranke und Schwachsinnige soll man auch nicht richten. Wem sie aber Schaden zufügen, dem soll es ihr Vormund bezahlen".
Das sieht im ganzen eigentlich nicht so aus, dass man Behinderungen als Werk des Teufels gesehen hat, sondern das es ganz pragmatische Regelungen gab, um deren Leben in die Gesellschaft einzubinden.
Gunter turba-delirantium.skyrocket.de

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Eintrag #4 vom 26. Sep. 2004 17:31 Uhr Carina Schmid  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Carina Schmid eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Behinderte im Mittelalter - Narrentum

Hallo,
Behinderte waren zwar unter einen gewissen Schutz gestellt, aber dafür wurden sie ab dem Hochmittelalter teilweise ins "Narrentum" "verbannt" und fristeten ihr Leben als Haus- und Hofnarr bei irgendwelchen Reichen Leuten. Denn wer den Schaden hat braucht ja für den Spott nicht zu sorgen. Bis in die Zeit des Barocks existierte dieses Narrentum mit natürlichen Krüppeln und geistig zurückgebliebenen und es uferte teilweise soweit aus, das sich ein Königshaus mit bis zu 20 Narren am Hofe rühmte.
Katherina di Medici (steinigt mich, ich kann es nicht mit Sicherheit sagen das sie es war) "züchtete" sogar Liliputaner, ob sie Erfolg hatte, bleibt dahingestellt.
Da Behinderte im Mittelalter sehr viele Sonderregelungen genossen und nicht für ihr Tun belangt wurden, daher durften auch die Hofnarren tun und machen was sie wollten, kommt der Begriff " Narrenfreiheit "
Ps.: selbstverständlich war die Geduld eines Herren auch mal strapaziert und so manchem Narr wurde den Dienst "quittiert"
Liebe Grüsse, Carina

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Eintrag #5 vom 27. Sep. 2004 17:46 Uhr Karen Thöle  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Karen Thöle eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Körperlich Behinderte

Bis jetzt scheinen die Beiträge ja fast nur um geistig behinderte Menschen zu gehen. Aber körperlich behinderte Menschen gab es ja auch. Einige Beispiele, kein Anspruch auf Repräsentativität:
- bei spätmittelalterlichen Abbildungen von Bettlern werden oft auch Menschen mit Verletzungen am Bein/Gehbehinderte gezeigt.
- Einer der bekannteren Komponisten des 14. Jahrhunderts, Francesco Landini, war blind. Ein weiterer Komponist des 15. Jahrhunderts (vor allem von Orgelmusik, aber auch angeblich Erfinder der deutschen Lautentabulatur), Conrad Paumann, war ebenfalls blind.
- Die literarische Figur Helmbrecht, die aufgrund einer Bestrafung geblendet wurde, wurde meines Wissens von einem Knaben geführt. Muß ich aber nochmal nachschauen.
- Oswald von Wolkenstein (1377-1445, Dichter, Komponist und Politiker) war seit seiner Kindheit (?) auf einem Auge blind. Er lebte ein für seinen Stand normales Leben, reiste, war bei Schlachten dabei…
- auf der Seite wwwwispor.de/w-beina1.htm )
Bis denn
Karen Thöle

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Eintrag #6 vom 27. Sep. 2004 17:57 Uhr  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Geburt, Unfall oder Kampf...

Schoss mir grade beim Lesen von Karens Beitrag durch den Kopf…
Wurde eigentlich zwischen Kriegsversehrten , Verunfallten und seit Geburt Behinderten irgendein Unterschied gemacht ?
Ich kann mir grade im Bezug auf Ritter (also auch die Könige aus Karens Beitrag) vorstellen, daß eine Verletzung, die im "ritterlichen Kampf ‘erworben’ wurde" eher noch den Beigeschmack einer Tapferkeitsauszeichnung hatte, als andere Gründe der Behinderung.
Irgendwie klingt "der Einäugige" eher wie ein Ehrenname (Der, der in der Schlacht von XY ein Auge verlor und trotzdem weiterkämpfte und lebend zurückkehrte)
Lange Rede kurzer Sinn, weiß jemand was ?
Gruß, Ivain

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Eintrag #7 vom 27. Sep. 2004 18:37 Uhr Gerhard Holzinger  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gerhard Holzinger eine Nachricht zu schreiben.

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Danke für diese Anregung.
Weil ich in einer Einrichtung arbeite in der hauptsächlich körperlich behinderte leben, dachte ich da mehr an von geburt an behinderte Menschen (sorry, langsam muss ich mal begreifen, dass ich alles was ich mir denke auch sagen muss, sonst kommts nicht so rüber).
Also bei uns im Dorf (das heißt so) gibt es von Geburt an behinderte Menschen (spastisch Gelähmte, falls euch das was sagt).
Dann gibt es die MSler (=Multiple Sklerose, eine Krankheit bei der immer wieder Entzündungen an den Nerven auftreten. Unheilbar, irreversibel und gleichbedeutend mit langsamen sterben)
Und es gibt noch die Verunfallten und die die Kinderlähmung hatten.
Kriegsversehrte sind in diesen Zeiten rar geworden, zum Glück.
Natürlich war dies im MA anders, da waren die Kriegsversehrten wohl die größte Gruppe.
Naja, aber zumindest weiß ich, dass sich die Leute damals nicht von den zum Teil gräßlichen Erscheinungen die die Behinderung an den Tag legen kann nicht gefürchtet haben und in Panik geraten sind.
Falls euch die medizinischen Details etwas den Appetit verschlagen haben, dann setzt euch nie zu zwei Zivis an den Tisch. Die reden, wenns um die Arbeit geht, auch mal schon über ganz andere dinge.
es ist noch kein meister vom himmel gefallen, es wäre verschwendung.
holzi

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Eintrag #8 vom 28. Sep. 2004 10:35 Uhr Ingo Ludwig  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Ingo Ludwig eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo holzi,
"Natürlich war dies im MA anders, da waren die Kriegsversehrten wohl die größte Gruppe."
- meiner Meinung nach war genau der Grund, weswegen der Umgang mit von Geburt an Behinderten im MA relativ "normal" ablief. Die Menschen waren wegen den vielen Kriegsversehrten, die sie täglich sehen konnten auf einen "ungewöhnlichen" Anblick, "unnormalen" Verhaltens oder "unnatürlicher" Bewegungen von Menschen eingestellt und es eher gewöhnt, anders als heute, wo diese Menschen doch oft von den "normalen" getrennt in Heimen leben.
Gruß, Ingo

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Eintrag #9 vom 29. Sep. 2004 10:50 Uhr Ameli (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Ameli eine Nachricht zu schreiben.

nach oben / Zur Übersicht Havamal

Hallo,
sogar die Havamal, die Spruchdichtung in der Edda, kennt körperlich Behinderte und macht gleich "Vorschläge zum Einsatz":
Der Hinkende reite, der Handlose hüte,
Der Taube taugt noch zur Tapferkeit.
Blind sein ist besser als verbrannt werden:
Der Tote nützt zu nichts mehr.
Also auch hier gilt: jeder nach seinen Möglichkeiten, jeder hat seinen Platz in der Dorfgemeinschaft.
Gruß
Ameli

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Eintrag #10 vom 29. Sep. 2004 19:05 Uhr Gerhard Holzinger  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gerhard Holzinger eine Nachricht zu schreiben.

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Ja, ja, das finstere mittelalter.
ich bin wieder einmal davon ueberzeug worden, dass die menschen damals mehr drauf hatten als wir heute.
Danke, fuer die eintraege. ihr duerft aber ruhig noch weiter diskutieren.
es ist noch kein meister vom himmel gefallen, ist auch besser fuer ihn.
holzi

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Eintrag #11 vom 29. Sep. 2004 19:55 Uhr Kurt Scholz  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Kurt Scholz eine Nachricht zu schreiben.

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Also mit dem vielen lriegsversehrten möchte ich doch mal nachfragen. In anderen threads wird genau darauf hingewiesen, dass es im MA eher friedlich zuging.
Militärische Auseinandersetzungen waren doch vor allem Angelegenheit von Berufskriegern. Natürlich wurde auch Bevölkerung eingesetzt, aber fr Dauerkrieg ist das wenig geeignet und steht in Widerspruch zu Verordnungen, dass Bauern sich nur mit dem Stock und nicht einem Schwert verteidigen dürfen.
Vielerlei Grüße

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Eintrag #12 vom 30. Sep. 2004 12:03 Uhr Claudia (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Claudia eine Nachricht zu schreiben.

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…wollte ich auch schon ne Weile fragen: Woher bezieht ihr das Wissen, dass Kriegsversehrte die groesste Gruppe Behinderter waren?
Und nicht die, die durch infiziertes Wasser erblindet, durch Ohrenentzuendungen oder Masern ertaubt, durch ganz normale Unfaelle oder fuer uns Heutige eigentlich lapidare Verletzungen Glieder verloren haben, durch Mumps geistig behindert, durch Polio gelaehmt waren, etc. pp.?
Von den angeborenen Behinderungen jetzt mal ganz abgesehen.
Gruss, Claudia

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Eintrag #13 vom 03. Okt. 2004 20:09 Uhr Dorothea Höhn  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Dorothea Höhn eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo Gerhard
Säuglinge, die sehr verunstaltet oder schwer behindert waren, wurden, wenn sie bei der wenigen Betreuung überhaupt überlebten, innerhalb der Familie versteckt, entweder im Haus und wenn kein Platz war im Stall. Mit Krankheiten wie Kinderlähmung, oder geistiger Behinderung usw. ging man ganz natürlich um. Die betreffenden Personen wurden meistens innerhalb des Familienverbandes mit dem beschäftigt, was sie machen konnten. Kinder hüten, weben, Tieraufzucht, leichte Feldarbeit usw. dasselbe also wie bei den Kriegsversehrten und Unfallopfern.
Dorle

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Eintrag #14 vom 03. Okt. 2004 22:19 Uhr Gerhard Holzinger  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gerhard Holzinger eine Nachricht zu schreiben.

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verdammt! schon wieder diese "das dunkle mittelalter" gehirnwäsche.
500 jahre lügengeschichten vom ach so schlimmen mittelalter haben früchte getragen.
verzeiht mir wenn ich manches mal das mittelalter une die damaligen menschen durch die dunkle brille betrachte, ich gelobe mich zu bessern!
holzi

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Eintrag #15 vom 16. Nov. 2004 21:07 Uhr Alexandra Steiner  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Alexandra Steiner eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo erstmal!!
Da ich selbst körperbehindert bin, beschäftige ich mich natürlich auch mit diesem Thema, wie es behinderten Menschen im Mittelalter ergangen ist. Und ich kann folgendes Resume ziehen:
Es gab schon recht skurille Auswüchse von Behandlung und Verhalten gegenüber behinderten Menschen. Oftmals wurde nicht mal unterschieden, ob der Mensch nun geistig oder körperlich behindert war. Er war anders und somit der Aussenseiter. In keiner Zeitepoche wurden behinderte Menschen gleichzeitig verehrt, verachtet, gehasst und geliebt. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es mehr Kriegsinvalieden gab, als Geburtsbehinderte. Gen-Behinderung gab es damals ebenso häufig, wie jetzt. Auch Unfälle waren bestimmt nicht geringer und dazu kommen noch Viruserkrankungen, die ebenfalls körperliche und geistige Schäden hervorgerufen haben. Nur heute kann man per Pränetaldiagnostik Behinderungen bereits im Mutterleib feststellen. Unzählige Kinder wurden bereits nach der Geburt von ihren Müttern getötet, weil sie - ihrem Glauben nach - nichts zur Gesellschaft beitragen konnten. Und die Kirche unterstützte sogar diese Selektion. Und sollten diese armen Geschöpfe doch überlebt haben, wurden sie ausgestellt. Der Beginn von "Freakshows" war eingeleitet. Auch gab es, wie bereits besprochen, einige berühmte Behinderte, und vergessen wir nicht, Nepoleon, Caesar und Nero waren Epileptiker. Also konnte man es als Behindeter schon ganz weit bringen. Beinahe beispiellos - oder kennt ihr viele körperbehinderte Politiker? Ich nicht!!
Auf einem OI-Forum (Osteogenesis imperfecta - Glasknochenkrankheit) diskutieren wir gerade über das neuzeitliche Bild des Behinderten und habe auch den Artikel aus dem Karfunkel 49 reingestellt, damit sie einen Einblick über die damalige Situation bekommen.
Tatsache ist aber, dass behinderte Menschen, wie damals, um ihr Recht als Geschlechtsmenschen kämpfen. Das hat sich nicht geändert, auch wenn wir zumindest einen Schritt weiter gekommen sind.
In diesem Sinne, einen schönen Abend!!
Bijou

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Eintrag #16 vom 17. Nov. 2004 09:54 Uhr  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um eine Nachricht zu schreiben.

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Alexandra:
«Und sollten diese armen Geschöpfe doch überlebt haben, wurden sie ausgestellt. Der Beginn von "Freakshows" war eingeleitet.»
Ich gebe zu, ich habe noch nie dezidiert danach gesucht, aber bei keiner Recherche bin ich über Belege zu "Freakshows" gestolpert.
Wenn du da Quellen hast, wäre ich sehr daran interessiert, sie zu erfahren.
Gruß, Ivain

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Eintrag #17 vom 17. Nov. 2004 11:27 Uhr Alexandra Steiner  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Alexandra Steiner eine Nachricht zu schreiben.

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Das war eher ironisch gemeint. Klar ist, dass körperlich und geistigbehinderte schon in der Antike und noch früher zur Schau gestellt wurden.
Alexandra

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Eintrag #18 vom 18. Nov. 2004 18:22 Uhr Gerhard Holzinger  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gerhard Holzinger eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo,
du hast recht, kriegsinvaliede waren sicher die minderheit. wenn man die medizinische versorgung bedenkt. In der Einrichtung in der ich arbeite haben wir noch Kinderlähmungpatienten.
Bei dem Außenseitertum kann ich dir nur recht geben, wenn selbst heute noch menschen mit behinderung als außenseiter gesehen werden, warum sollte das früher (egal welche epoche) anders gewesen sein. menschen haben eben angst vor dem was anders ist.
Die Politiker (epileptiker, anderwertig behindert) könnten auch das opfer von dynastischer heiratspolitik (inzucht) geworden sein (siehe die späteren europäischen herrscherhäuser, in wie weit das auf die römischen kaiser zutrifft, bin ich mir nicht sicher).
wo ist das OI-Forum?
holzi, der militante zivildiener

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Eintrag #19 vom 18. Nov. 2004 20:34 Uhr Alexandra Steiner  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Alexandra Steiner eine Nachricht zu schreiben.

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Osteogenesis imperfecta oder auch Glasknochenkrankheit genannt. Ich hätte im Mittelalter eher schlechte ßberlebenschancen gehabt.
wwwoi-gesellschaft.at

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Eintrag #20 vom 21. Nov. 2004 20:07 Uhr Gerhard Holzinger  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Gerhard Holzinger eine Nachricht zu schreiben.

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nicht nur mit OI wärn die ßberlebenschancen gering gewesen.
Bei mittelalterlicher medizinischer Versorgung wär ich jetzt auch schon tot. Nierendefekt, ich wär vor einem Jahr gestorben (unter MA-Verhältnissen), oder vielleicht auch früher, so genau lässt sich das nie sagen.
holzi, der militante zivildiener

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