Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Glas wann und wo

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Eintrag #1 vom 15. Mai. 2000 09:21 Uhr Claas Kruhöfer   Nachricht

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Guten Morgen allerseits ich hoffe hier mal eine Neue Frage zu stellen. Beim Lesen der 16 Seiten Threads ist mir keine Antwort untergekommen. Zu welcher Zeit und in welcher Form kam Glas auf. Ist Glas völlig un-a, oder ist es in abgewandelter Form ( Butzenglas o.ä. ) vorgekommen und ab wann. War Glas gefärbt/klar oder dreckbraun. Bitte Infos oder Quellen ( primär oder sekundärquellen egal) oder Buchtipps vielen Dank im voraus MfG
William de Granville

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Eintrag #2 vom 15. Mai. 2000 10:24 Uhr Andreas Sturm   Nachricht

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Hallo, Zum Thema Glas dürfte, wenn ich mich recht entsinne u.a. folgendes Buch Auskunft geben können: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch: die Stadt um 1300. Hg. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und der Stadt Zürich. Stuttgart: Theiss, 1992. ISBN 3-8062-1059-4. Zur Zeit recht günstig bei Orbis Libri zu beziehen oder in der Fernleihe deines Vertrauens. ;o) Andreas

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Eintrag #3 vom 15. Mai. 2000 12:39 Uhr Ruth (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Ruth eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo Claas, zur schnellen, kurzen Information über die Geschichte des Glases schau doch mal auf die Seite bavarianet.com/ira/Leistungen/geschich.htm Dort findest auf 5 Seiten eine Abhandlung über die ersten Glasfunde von vor etwa 9000 Jahren bis zur neuzeitlichen Glasproduktion - und auch ein bißchen etwas über Glaskunst im MA. Ruth

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Eintrag #4 vom 15. Mai. 2000 14:17 Uhr Patrick Schubert  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Patrick Schubert eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo! Beim Thema Glas fällt mir noch eine Frage ein, die sich mir neulich beim besuch des Römisch-Germanischen Museums in Köln stellte. Bei den Glasobjekten sah ich zahlreiche sehr schöne Gefäße aus dunkelblauem Glas. Die Frage ist nun, wie haben die damals diese geniale Farbe hinbekommen? Und wurden Glasobjekte dieser Farbe auch noch im Mittelalter hergestellt oder ging diese Technik mit den Römern verloren? Leider waren die Multimediakioske wegen Softwareupdate alle aus, dort hätte es sicher auch eine Antwort gegeben… Grüße
Cathal o´Bran - Milites Crucis

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Eintrag #5 vom 15. Mai. 2000 15:10 Uhr Lutz Schmidt   Nachricht

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Hallo Claas, Glas ist eine Jahrtausendealte Erfindung, und daher ist dir leider nicht mit ein paar kurzen Sätzen zu helfen! Glas ist Keinesfalls un-"A", und war bis ins 17. jh immer "bunt", d.h. nicht "Klar"; da man erst im 17. jh die Technik erfand, um die färbenden Bestandteile der Glasrohstoffe aus dem Material zu entfernen d.h. es zu reinigen! Andreas´ Tip kann dir Weiterhelfen einen gewissen ßberblick über Glas des MA zu erhalten, für weitere Fragen stehe ich dir gerne per Email zur Verfügung (du kannst auch Repliken über mich und andere Händler beziehen!) Ich hoffe mit der Farbe zumindest ansatzweise auch Patricks Frage zu beantworten! Danke für den Link Ruth! Für weitere Fragen zum Thema Glas stehe ich gerne per EMail zur Verfügung! Gruß Lutz

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Eintrag #6 vom 15. Mai. 2000 19:03 Uhr Oliver Aumüller  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Oliver Aumüller eine Nachricht zu schreiben.

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Guten Tag! Zum Thema Farbe im Glas: Laut meiner Quellen entstanden die Farben im Glas eher unfreiwillig, da Sand und Kalkstein (Grundlagen fürs Glas) mit eisenoxyd- und aluminiumhaltigen Feldspaten durchsetzt sind. Grünliche und braungelbliche Farben sind am häufigsten, aber auch bläuliche Tönungen sind gefunden worden. Später, als man herausfand, welcher Grundstoff welche Farbe ergibt, setzte man dies natürlich auch gezielt ein. Mit Glas habe ich mich auch schon mal gesondert befasst, da gerade auch bei den Merowingern Glas ein Zeichen von Wohlstand war und auch oft gefunden wurde. Also, falls noch Fragen bestehen, frag(t) einfach per E-mail an.
AULUS

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Eintrag #7 vom 16. Mai. 2000 11:19 Uhr Jürgen Trautmann  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Jürgen Trautmann eine Nachricht zu schreiben.

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Mal zusammenkratzen, was ich noch weiß: Waldglas ist grün (in allen Variationen ) bis braun, die Färbung stammt von der beigemengten Farnasche, die Soda vertritt. Unteres Niveau bei den Glasgefäßen, aber im SMA merkten die Leute, daß grün eigentlich recht schön ist und benutzten grünes Glas auch in höheren Schichten. (Teilweise sogar extra grüner gefärbt.) Ansonsten ging das angestrebte Ideal auf weißes Glas hin: Seetangasche und anschließendes entfärben. Das Verfahren stammt aus dem Orient, wurde über die Kreuzzüge importiert. In Venedig verfeinert bis zum gehtnichtmehr, daher auch der Ruf der Stadt. Die Farbe der Gläser war danach (je nach Professionalität des Glasers) rein durchsichtig bis gelblich (v.a., auch andere Färbungen je nach verwendetem Sand möglich). (Am Rande: Seetang wurde auch exportiert, als Resultat entstanden einige sog. syrofränkischen Gläser auch hier) Und nicht vergessen: Bemalen der Gläser mit anschließendem Einbrennen kommt schon bei den Syrofränkischen Gläsern vor, ist aber absoluter Luxus. Färben in allen möglichen Farben ist ebenfalls möglich, z.B. weißer Nuppenbecher mit blauer Fadenauflage als Trinkrand und Nuppen aus abwechselnd blauem und rotem Glas (13., wenn ich mich recht entsinne)

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Eintrag #8 vom 16. Mai. 2000 18:29 Uhr Sylvia Crumbach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Sylvia Crumbach eine Nachricht zu schreiben.

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Moin, Moin! die meißt grüne Grundfarbe der Glasmasse ist vom verwendeten Sand abhängig und regional unterschiedlich. Schon römisch ist ganz klares (Opiwhite) Glas belegt. Römisch war Köln ein absolutes Zentrum der Hohlglasfertigung jenseits der Alpen. Mit dem frühen Mittelalter (Funde in Lorsch und Paderborn) beginnt die Verwendung von Flachglas für "Kunstverglasungszwecke". Die älteste Glasmalerei stammt auch Lorsch und zeigt ein Jesusbildnis datiert ins 9./10. Jahrhundert. In den erhaltenen mittelalterlichen Kirchenfenstern zeigt sich zu welcher Perfektion das Glasfärben in den Dombauhütten gebracht wurde. Das älteste erhaltene komplette Feld im Augsburger Dom wird ins 11. Jahrhundert datiert. Es zeigt in leuchtenden Farben 5 Propheten aus dem alten Testament. Das Färben von Glas war (und ist) ein Geheimnis. Die mittelalterlichen Meister haben es so gut gehütet, daß sich verschiedene Töne, besonders das leuchtende Blau nicht mehr fäben lassen. Verschiedene "Rezepte" hat der Mönch Theophilus Presbyter überliefert. Grundsätzlich färbt man Blau mit Kobalt und Rot mit Gold. Die bunten Bleiverglasungen werden erst spät auch für Profanbauten verwendet. Bekannt sind die verwendeten kleinen runden Scheiben, die in einem Schleuderverfahren hergestellt, sind als Butzenscheiben. Die Verwendung von Hohlgläsern ist kontinuierlich seit römischer Zeit in Deutschland nachgewiesen. Ein absolutes Glanzlicht ist die Sammlung von Gläsern im Krefeld - Linn. Hier sind die Funde vom Gräberfeld Geluba ausgestellt. Die Funde reichen von der römischen bis in die fränkische Zeit. Neben Hohl- und Flachgläsern hat Schmuck aus Glas ein lange Tadition. Die ältesten Funde stammen aus ßgypten. Sowohl die Kelten der La-Tene Zeit als auch später die Franken verwendeten ua. bunte Glasperlen als Schmuck. Die Wikinger importierten Glas aus römischen Mosaiken farblich sortiert als Rohmaterial für Glasperlen. Eine grüne Glasperle hatte den Wert eines Marderfelles. Neben Perlen sind Glasflußeinlagen in Schmuckstücken bekannt. Aus dem sog. Schatz der Kaiserin Agnes sind emalierte Ohrringe bekannt. Fragen zu Glas beantworte ich gern. Sylvia (Glasergesellin)

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Eintrag #9 vom 16. Mai. 2000 21:54 Uhr Oliver Aumüller  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Oliver Aumüller eine Nachricht zu schreiben.

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Ach ja nochwas: Falls du rankommst, ich empfehle Dir den "Frankenkatalog" vom Reiss- Museum in Mannheim zu studieren. Sehr guter Beitrag über Glas, halt gerade in der Merowingerzeit. Da steht auch der ganze Baaz über Soda, wie die Farben entstehen usw. Man könnte fast in Versuchung kommen, daheim Glas zu schmelzen…
AULUS

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Eintrag #10 vom 18. Mai. 2000 08:25 Uhr Claas Kruhöfer   Nachricht

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guten Morgen, vielen Dank für die Tipps. Ich werde mit Sicherheit einige Wochen zur Auswertung der Quellen benötigen ( Tja viiieeelll Arbeit ). Doch keine Scheu ruhig weiter posten je Hilfe zählt. mir feundlichen Grüßen
William de Granville / Furor Normannicus

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Eintrag #11 vom 05. Jul. 2000 15:55 Uhr Sascha Sturm   Nachricht

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Tach! Hier noch etwas zu farblosem Glas, was ich gestern beim durchblättern eines Kataloges, eigentlich auf der Suche nach anderen Infos fand. In verschiedenen Städten sind für das 13. und 14. Jh. farblose Gläser mit Emailbemalung ausgegraben worden. So in London, und Dorpat. Ein Fund aus Braunschweig fand sich in der Latrine eines als bürgerlich benannten Hauses, datiert wird in die zweite Hälfte des 13. Jh.. Alle Gläser werden als Ursprungsort mit Murano (Venedig) angegeben. Soweit paßt das also zum unten schon gesagten. Nur stellt der Autor des Katalogbeitrages insgesamt 120 Funden nördlich der Alpen nur sieben Funden aus Italien gegenüber und stellt dann die offenbleibende Frage nach einer möglichen Produktionsstätte solcher Gläser nördlich der Alpen, die sich auf das venezianische Glas spezialisiert haben könnte. Der erwähnte Katalog ist: F. Seibt et al. (Hrsg.): Transit Brügge - Novgorod, Eine Straße durch die europäische Geschichte, Bottrop und Essen 1997 Herzlichen Gruß Sascha

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Eintrag #12 vom 16. Mrz. 2003 23:58 Uhr Andreas (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Andreas eine Nachricht zu schreiben.

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Also, die Färbung des Glases rührt von den Verunreinigungen im Sand her. Meist ist das Glas auch heute noch leicht grünlich (je dicker das Glas desto intensiver –> einfach mal eine Glasscheibe z.B. bei eiener Vitrine von der Seite her angucken) Schon die Römer haben deshalb Mangan beigemengt, dass entfärbend wirkt. Im Frühmittelalter ging trotz ungebrochener Herstellungstradition etwas vom Wissen der Römer verloren, deshalb hielt man sich nicht mehr so genau an die Rezepturen und das Glas wurde immer schlechter und bekam meist unbeabsichtigt grün oder braun Töne. Zu viel Eisenoxid oder zu wenig Mangan –> grün, zu viel Mangan –> braun.
Zudem kann man einen Technologietransfer im Mittelalter von West nach Ost erkennen. Im Rheinland, dem römischen Glaszentrum, waren die Herstellungsmethoden meist weiter entwickelt und besser als im Neusiedelland im Osten. Im Spätmittelalter und der Renaisance entwickelte sich dann Böhmen zum Glaszentrum. Hier wurden jetzt auch in großer Masse hochqualitative Gläser hergestellt.
Generell ist zu sagen, dass die Gläser von der Römerzeit an immer schlechter wurden, besonders zu Zeiten der Massenproduktion in Waldglashütten, um dann zu Beginn der Neuzeit wieder besser zu werden. Diese Entwicklung kann man besonders gut an archäologischen Funden erkennen. Die Gläser des Hoch- und Spätmittelalters sind meist so schlecht in der Qualität, dass sie bei der Bergung einfachso zerbröckeln (hab ich selbst leider schon erlebt). Römische und Frühmittelalterliche sind dagegen sehr oft noch fast perfekt erhalten auch wenn sie durch den Erddruck häufig stark zerscherbt sind.
Die beste und volständigste Literatur über Glas ist meines wissens: Phoenix aus Sand und Asche. Auch wenn es schon längst in vielen Aspekten überholt oder ungenau ist.
MfG, gebur

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