Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Klösterliche Baugeschichte

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Eintrag #1 vom 24. Jun. 2003 11:02 Uhr Nikolaj Thon  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Nikolaj Thon eine Nachricht zu schreiben.

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Nachricht vom 23.06.2003
Im Zentrum einer Untersuchung zum adligen Damenstift Niedermünster in Regensburg, das in karolingischer Zeit entstand und in der Nordostecke des römischen Legionslagers gelegen war, steht die frühe Baugeschichte. Die Grabungen legten die ersten nachantiken Bauspuren frei, ergründeten die Ausmaße und die Bauformen des am Ende des 9. Jahrhunderts von einem Brand zerstörten karolingischen Baus und lassen die Gestalt des nachfolgenden ottonischen Gebäudes sichtbar werden. Die in dieser Zeit entstandene und noch heute erhaltene Erhardikapelle diente vermutlich als Hauskapelle der Abtissin.
Wichtige Hinweise zur frühen Entwicklung und dem Aussehen einer Prämonstratenserabtei bieten die Forschungen zum Kloster Speinshart in der Oberpfalz. Heute präsentiert sich der Baukomlex der Abtei als weitgehend komplett erhaltenens barockes Ensemble, doch die Baugeschichte vor der barocken Umgestaltung konnte erst durch archäologsiche Forschungen erhellt werden. Gegründet als Adelsstiftung um 1145, wurde die Abtei keineswegs in der Einöde, sondern an der Stelle einer Adelsburg gebaut. Anschließend wurden bis ins 13. Jahrhundert Wohn- und Wirtschaftsräume der vorklösterlichen Burg genutzt, während die Kloseterkirche im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Die langsame Bauentwicklung und weitere Funde wie die grobe Gebrauchskeramik zeugen von einem eher einfachen Lebensstil im Kloster Speinshart, in dem auch Bewohner der näheren Umgebung bestattet wurden.
Das ehemalige, 1256 gegeründetet und 1808 mit der Säkularisation aufgehobene Kloster St. Maria in Hörstel-Gravenhorst (Kreis Steinfurt) wurde von Zisterzienserinnen bewohnt. Die Ausgrabungen vor Ort haben hier vornehmlich neue Erkenntnisse zum Lebensalltag der Nonnen erbracht, denn untersucht wurden allem die Wasserversorgung, das Back- und Brauhaus sowie die Klosterschmiede. Die freigelegte Küche und das Refektorium stammen aus dem Spätmittelalter. Mit der gleichzeitigen Auswertung von Schriftquellen und der Untersuchung von Bodenproben, Hölzern und Tierknochen wird die Geschichte des Klosters Gravenhorst auch interdisziplinär umfassend erforscht.
Im Augustinerchorherrenkloster Dalheim, südlich von Paderborn gelegen, brachten Ausgrabungen erfreulicherweise Teile der 1803 zerstörten Klosterausstattung ans Licht. Im einzelnen handelt es sich um Fragmente des gotischen Lettners und des Sakramensthauses sowie des barocken Hochaltars. In einer kleinen, schwer zugänglichen Kammer tauchten außerdem gut erhaltenen Pergamenturkunden aus dem 17. Jahrhundert auf, die anläßlich der Ablegung des Ordensgelübdes ausgestellt worden waren.
Interessante Ergebnisse erbrachten auch die Grabungen an diversen Klosteranlagen in Meckelnburg-Vorpommern. So konnte etwa im Nonnenchor der Klosterkirche der Clarissen in Ribnitz ein Fülle von kleinen Gegenständen aus vorreformatorischer Zeit geborgen werden, wie kleine, aus ßsten gebundene Kreuze, Gebetszettel, Andachtsbildchen, Brillen, Püppchen sowie Nähutensilien.
Insgesamt können die neuen Forschungen zur Klosterarchäologie unser Bild vor allem der frühen Klostergeschichte erweitern und Konkretionen zum Klosterleben liefern, das uns sonst vornehmlich anhand von schriftlichen Quellen vertraut ist.
(Quelle: Archäologie in Deutschland, Heft 2 (2003), S.20-37. Interessierte finden hier weitere Einzelheiten).
Beste Grüße Nikolaj

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