Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Übergewand braun um 1350, Cotehardie?

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Eintrag #1 vom 19. Apr. 2014 19:04 Uhr Johanna Reimann  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Johanna Reimann eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo alle zusammen,
Da ich den Plan gefasst habe, mir bis Montag eine zumindest vom Schnitt her authentische Gewandung zu nähen, suche ich einen neuen Schnitt für ein Übergewand, da ich leider festgestellt habe, dass der Bliaud nicht authentisch für die Zeit sein wird.
Für das Hemd habe ich ein vohandenes hellblaues Gewand recycelt. Die Ärmel sind eng und mit einem Knopf geknöpft, was jedoch unter den anderen Lagen hoffentlich nicht auffallen wird. Eine aufwendigere Kotte nähe ich zur Zeit (bzw. ich muss "nurnoch" die Knopflöcher von Hand versäubern).
Ursprünglich hatte ich vor, einen Bliaud zu nähen, der jedoch nicht in meine Zeit passen wird.
Ich möchte die Frau eines städtischen Handwerkers um 1350 darstellen.
Zusammenfassung:
Untergewand = Hemd: hellblau/verwaschenes blau (absolut nicht leuchtend), Ärmel eng, ein Knopf, Ausschnitt vorne tiefer als hinten, relativ weit, wadenlang, Stoff flanellartig, geht vielleicht als dünne Wolle durch
Obergewand: Kotte: überlang, muss über dem Gürtel gerafft werden, vier schmale Keile an den Seiten, Baumwolle (ich weiß, nicht authentisch, sieht für meine finanziellen Möglichkeiten aber akzeptabel aus), beige-hell, Ärmel eng, an den Unterarmen jeweils zwölf Stoffknöpfe (hinten) pro Seite, ca. Mitte 13. bis frühes 14. Jahrhundert (nach: "Sarah Thursfield: Historische Alltagskleidung zwischen 1200-1500 selbst gemacht"
Übergewand: ?
Ich habe hier 3,9m (140cm breiten) hellbraunen Baumwollstoff dafür eingeplant und bin sehr unsicher, was ich damit anfangen soll.
Gerne hätte ich ein figurbetonteres Überkleid mit weiten Ärmeln, damit die Manschettenärmel der Kotte gut zur Geltung kommen. Dachte eigentlich, ein Bliaud sei eine gute Wahl, habe mich da aber wohl um 100 Jahre vertan…
Probleme: habe nur hellbraunen Stoff da, Kotte ist vermutlich zu gut für die Stoffarbe braun als Übergewand (?) (was die Stoffmenge und die Verarbeitung angeht, nicht die Farbe), die Kotte muss über dem Gürtel gerafft werden, weshalb ich in der Taille etwas Platz brauche.
Die Houppelande: etwas zu spät, höfisch, also schonmal nicht braun
Cotehardie: um 1370 bei Frauen, kann ich mir sehr gut vorstellen, Ärmel bis zum Ellenbogen oder etwas weitere Ärmel (Trompetenärmel?), vorne geschnürt oder geknöpft bis zur Hüfte, braun in Ordnung?, Kotte müsste gekürzt werden? Nachtrag: wenn ich die Cotehardie mit Eingriffen nähe, kann ich den Gürtel darunter tragen, womit sich die Kürzung der Cotte erledigt hätte, richtig?
Auf einer Abbildung habe ich eine Cotehardie mit Stoffbändern an den kurzen Ärmeln gesehen, sollten diese (wenn vorhanden) in der Stofffarbe sein?
Möglichkeiten, die ich sehe:
a) Bliaud mit kurzer Schleppe und etwas weiteren Ärmeln, Kotte und Hemd werden so beibehalten, Problem: Schnitt zu gut für meinen Stand?
b) ärmelloser Surkot
c)Cotehardie mit ellbogenlangen Ärmeln/weiten Ärmeln, Kotte muss gekürzt werden
Wo trage ich denn den Stoffgürtel? Über der Kotte (dann kann ich die Länge dieser beibehalten, egal was darüber kommt) oder über Cotehardie/Bliaud (dann wird es schwierig sein den Stoff an der Taille unter dem Gewand unterzubringen)?
Über Hilfe würde ich mich sehr freuen!
Viele Grüße!

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Eintrag #2 vom 20. Apr. 2014 13:34 Uhr Christina (Nachname für Gäste nicht sichtbar)   Nachricht Bitte einloggen, um Christina eine Nachricht zu schreiben.

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Also gleich zu beginn: den Bliaut vergiss - der ist 12. Jh., und im Mittelalter machen 200 Jahre schon viel aus. Und grad da 14. ist auch nicht so in einen Topf zu werfen!
Und ein Outfit in einigen Tagen rausstampfen… Sorry, gut Ding braucht Weile, da kann nur ein Murks rauskommen.
Leider postest du ja keine Fotos um einmal zu sehen, wie der IST-Stand auch aussieht, aus den Beschreibungen kann man ja nur bedingt erkennen ob das stimmt, oder irgendwo Fehler evtl. noch wären.
Also in Kürze so die wichtigsten Eckpunkte:
Mal eine kleine Materialkunde:
Untergewand = Leinen - und auch wenn es blaues Leinen aus pflanzenfärbetechnischer Sicht gut gäbe, und es auch entsprechend viele Leinen-Färberezepte im 14. Jh. gibt … die Funde in dem Bereich sind weiß; die Abbildungen ebenfalls… daher bleib lieber bei naturfarben/weiß!
Cotte = Wolle (Baumwolle wie du selbst sagst hat zwar bereits existiert, war aber für Bekleidung noch von eher geringer Bedeutung)
Surcot = Wolle, evtl. Seidenverbrämt, oder Fellverbrämt - es gibt je nach Stadt im 14. Jh. auch schon Kleiderordnungen bzw. Testamente die hier einige Hinweise geben!
Für 1350 kannst du z.B. diese extra Bänder (in Bildern meist in weiß gehalten) eigentlich eher mal vergessen; da halt dich mehr an "Tippets", das sind die die du z.b. vieuxchamps.com/persona/wgarb2.php hier siehst. Selber Stoff - Ob Schnitt der Ärmel 1 oder 2teilig … nunja da streiten sich die Geister.
Der Zuschnitt braucht aber hier schon einiges an Material, mein Überkleid in der Form waren 4 m + damals.
Geschnürte Kleider um 1350 würde ich mit Vorsicht sehen, gabs evtl. da und dort, aber die Bilder die ich so kenn sind vorrangig geknöpft.
Houppelande = Ende 14. Jh. –> das habens um 1350 noch nichtmal gekannt ;)
Wieso muss die Cotte über der Taille gerafft werden????
Am einfachsten: mach ein ärmelloses Überkleid ;) Ist zigfach belegt und dafür sollte die Stoffmenge gut ausreichen und gibts in verschiedensten Ausformungen mit engen Armlöchern bis ganz weiten, je nach Bedarf. Bei der Farbe/Stand würde ich eher etwas engere Armlöcher einplanen - etwa wie hier: wwwgoldenacorn.net/weavers/luttrell1.jpg im Lutrell Psalter - damit kann man auch gut arbeiten ggf. :)Und die Farbe bietet sich zum Arbeiten sowieso an!
Andere Frage: Von welchem Handwerk reden wir? Je nachdem hast du Geld wie Heu - verbunden mit entsprechendem Repräsentations"zwang" - oder grad mal genug zum Essen gehabt. Und davon wird sich sicher auch unterscheiden ob du als Ehefrau "en vogue" warst, oder eher einfach gekleidet.
Den Gürtel trägst du normalerweise über der Cotte, und darüber das Surcot. Daher auch immer wieder Abbildungen von Damen mit Eingrifftaschen.

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