Thema als Feed (RSS 2.0) Thema als Feed (ATOM 1.0) Normannen in Sizilien

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Eintrag #1 vom 17. Aug. 2004 21:28 Uhr Mario Schneider  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Mario Schneider eine Nachricht zu schreiben.

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Seyed gegrüsset!
Ich brauche Informationen über die Alltags- und Festtagsgewandung eines Normannen (ritterlichen Standes, mittelmäßig betucht) mit seiner Frau in der Zeit Rogers II. (1101-1154) um 1145 in Sizilien.
Es geht mir hauptsächlich um Gewandschnitte, Materialien und Bortenverzierung, Kopfbedeckungen usw.
Ich weiß auch nicht, wie sehr die Normannen in S. sich mit den Darstellungen auf dem Teppich von Bayeux gleichen.
Mit Dank im vorraus…
Etienne

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Eintrag #2 vom 31. Aug. 2004 20:04 Uhr Mario Schneider  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Mario Schneider eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo,
schreib ich selbst mal dazu was ich so alles rausgefunden habe. Jedenfalls, glaube ich, ist das ein schwieriges Thema, die siz. Normannen.
Die siz. Normannen waren ihrer Zeit ja um einiges vorraus, was die Toleranz gegenüber den Andersgläubigen betrifft (zumindest für das abendländische Europa). Ein multikulturelles Zusammenleben also. Zwar überwog in manchen Teilen die muslimische Bevölkerung, hingegen in anderen die normannische.
Wenn ich mir die Kunstwerke und Baustile ansehe, so vermischte sich dort die muslimische und abendländische Kunst miteinander z.B. Kirchen, die Moscheen ähnelten und doch wieder nicht.
Wie es allerdings mit der Bekleidung aussah weiß ich nicht, ob es da eine Vermischung derselben gab. Hab mir zwar diverse Abbildungen, wahrscheinlich Kathedrale von Palermo, angesehen, kann aber nicht sagen ob es ein Grieche, Muselmann oder Normanne war. Bei der Auswahl von Materialen der Gewänder, denke ich war es besimmt eldler, da ja direkter Handel getrieben wurde.
Kompliziere Recherche also…
Vielleich kann mir jemand von euch auch ein paar Tipps geben, allg. über siz. Normannen, damit es mir ein bisschen leichter fällt…
Viele Grüße
Etienne

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Eintrag #3 vom 14. Sep. 2004 18:24 Uhr Volker Bach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Volker Bach eine Nachricht zu schreiben.

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David Nicolle, der sich mit dem Mittelmeerraum recht eingehend beschäftigt hat, geht davon aus, dass das Grundschema sich nicht sehr von dem im restlichen Abendland unterschied. In Sizilien, wie insgesamt in der Nachbarschaft von Byzanz und der arabischen Welt, wurden feinere, farbigere und komplex gewebte Stoffe getragen (es gibt Brokatmuster aus der Zeit, die weinfgach unglaublich sind), aber Männer der christlichen Bevölkerung trugen trotz allem Tunika (ungefähr knielang bis wadenlang, mit Bortenbesatz oder eingewebten Zierrändern) und Beinlinge (zumindest vermute ich das - man sieht die Befestigung ja weder in den Originalbildern noch auf Rekonstruktionszeichnungen). In der Chronik des Peter von Eboli (spätes 12./frühes 13. Jh) sind Muslime an ihgren Turbanen und über dem Gürtel gebauschten Tuniken erkennbar, während ‘Westler’ (ich vermute Normannen) eine glattere Tunika und keine Kopfbedeckung tragen. Auf der Tür der Kathedrale von Trani istr ein Reiter dargestellt, der zu genau dieser Bejkleidung einen vorne mit einer Brosche (oder einem sehr grossen knopf) geschlossenen Mantel trägt (ich vermute, der Mantel ist rund geschnitten, aber er ist wehend dargestellt). Am Gürtel trägt er links ein Schwert mit einer interessanten, leicht vorwärts angewinkelten Parierstange. Der Kopf ist unbedeckt, er trägt eine Kurzhaarfrisur. Fusssoldaten und Bogenschützen, am gleichen Ort abgebildet (und vermutlich Muslime), sind deutlich anders gekleidet. Leider sind die meisten Normannen auf den bildern, die ich habe, gerüstet dargestellt. Wenns was hilft - die Rüstungen und Schilde sind sehr ähnlich denen vom Teppich von Bayeux.
Ich hoffe, das hilft noch was
Ianus

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Eintrag #4 vom 31. Okt. 2004 15:06 Uhr Volker Bach  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Volker Bach eine Nachricht zu schreiben.

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Ich hab da gerade noch was gefunden: Zwei Elfenbeintafeln, vermutlich ursprünglich von den Türen des Doms von Salerno, in Bari um ca. 1180 hergestellt (abgebildet in Kluge-Pinsker: Schach und Trictrac. Zeugnisse mittlalterlicher Spielfreude aus salischer Zeit). Natürlich gelten die entsprechenden caveats (sie zeigen biblische Szenen, stammen aus einert byzantinischen Handwerkstradition, könnten also bewusst ‘orientalisieren’).
Abgebildet sind auf der ersten Tafel oben die Hirten und die Engel, eine Verkündigungsszene. Die Hirten tragen Oberschenkellange, gegürtete, weite langärmelige Tuniken mit zierbändern an Handgelenken (bei allen) und in je einem Fall am Oberarm und über die Brust, keine Hosen oder Schuhe. einer scheint ein Stirnband zu tragen. Alle drei halten Stäbe. Die engel tragen knöchellange, langärmelige, weite Tuniken mit zwei parallelen senkrechten Zierbändern auf der Vorderseite (einer hat auch ein zierband am Oberarm). Sie haben ausserdem um den Körper geschlungene Mäntel in der Art eines pallium oder einer stark stilisierten und geschrumpften Toga.
In der unteren Hälfte ist der Kindermord von Betlehem dargestellt. Herodes trägt ein knöchellanges, weites, langärmeliges Gewand mit Zierborten am Handgelenk (Details sind schlecht zu erkennen) und eine Krone, aber weder Schuhe noch Mantel. Möglicherweise ist er ‘nachts’, also in Unterkleidung, dargestellt. Die Soldaten tragen (sehr grob dargestellte) knielange Schuppen- (oder schlecht gezeichnete Lamellen-) panzer mit kurzen ßrmeln. Darunter langärmelige Tuniken, etwa eine halbe Handbreit länger als der Schuppenpanzer, und wadenhohe Stiefel, deren Rhombenmuster sie nach gestepptem Stoff oder Filz aussehen lässt. Ob sie enge Beinlinge oder Hosen tragen oder die Beine darüber nackt sind, ist nicht zu erkennen. Alle haben zierbänder an den Handgelenken. Die Helme sind sehr schwer zu deuten und wirken recht orientalisch, mit runden Kalotten, kugelförmigen Zierknöpfen an der spitze und /ventails/, die das Gesicht einrahmen. Eine Frauengestalt trägt eine lange Tunika, die die Unterarme frei lässt (die ßrmel könnten hochgekrempelt sein. der runde Halsausschnitt endet in einem senkrechten Schlitz. Ein weicher Textilgürten wird knapp unter den Brüsten durch einen Ring geführt und endet in zwei herunter hängenden Quasten. Sie trägt weder Mantel noch Kopfbedeckung und offene Haare und steht im Trauergestus, vermutlich ist also ein Unterkleid dargestellt.
Das obere Feld der zweiten Tafel zeigt wahrscheinlich Maria und Martha. Beide tragen schleierartige Kopfbedeckungen und lange (in der Form nicht klar erkennbare) Mäntel mit Fransen und breiten Zierborten am unteren Band. Unter den Mänteln tragen sie knöchellange, langärmelige Tuniken mit Zierborten an den Handgelenken und senkrechten, breiten Boretn an der Vorderseite. Beide tragen Gürtel mit zwei herabhängenden Enden, wahrscheinlich aus stoff (Die Enden könnten Fransen an Brettchengewebe sein, aber wohl keine Quasten). Beide frauen tragen schuhe, eine glatt, die andere mit rhombenmuster wiee bei den Soldaten. Ob es sich um Halbschuhe oder Stiefel handelt, ist nicht zu erkennen. Im Hintergrund erscheint eine Dienerin im einfachen, kurzärmeligen, mit Stoffseil gegürteten Kleid (die Enden sind her wieder eindeutig Quasten).
Das untere Bild zeigt Herodes, wie er die Hl drei Könige empfängt. Herodes trägt eine knöchellange langärmelige Tunika mit Zierbändern an Handegelenken und Oberarmen, glatte Halbschuhe und einen am Hals geschlossenen Mantel (sieht nach Radmantel aus) mit breiten Zierboreten am gesamten Rand entlang, aussen und innen. Die HL Drei Könige tragen Oberschenkellange, seitlich geschlitzte Tuniken mit Zierborten an den Handgelenken und Oberarmen, waagrechten Borten über Brust und Bauch und einer dünneren Zierborte (oder einer deutlich hervorgehobenen Saumnaht) am unteren Rand. Sie tragen weitere hosen (Faltenwurf ist deutlich sichtbar) und Stiefel mit Zierborten am oberen Rand, die am Schienenbein höher sind als an der Wade. Ihre Mäntel sind ungefähr knielang und schliessen über der rechten Schulter. Sie tragen eine Art kegelstumpfförmigen Hut mit einer Verzierung auf der vorderseite (ähnlich ausgeführt, wie die breiteren zierborten) und entweder Ohrgehänge oder Zöpfe.
Das ganzte wirkt in vielen Details recht ‘orientalisch’, aber ich denke, dass sowohl Herodes’ Soldaten als auch die Hl. drei Könige zumindest in Details (Haartracht, Hüte, Schuhwerk) bewusst ‘orientalisiert’ wurden. Trotzdem denke ich sind sie als Vorlagen schon brauchbar, besonders was die Liebe zu opulenter Verzierung angeht. Sizilien war ja kulturell durchaus stark von Byzanz und der ararbischen Welt geprägt.
Hilft das noch?
Ianus

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Eintrag #5 vom 19. Nov. 2004 19:53 Uhr Mario Schneider  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Mario Schneider eine Nachricht zu schreiben.

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Hallo!
@Ianus:
Vielen Dank für die Mühen. Is auf jedem Fall hilfreich.
Werd erst mal klein anfangen mit der Darstellung und nach und nach aufbauen.
Viele Grüße
Mario
Etienne

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