Schuhwerk der Legionäre
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Eintrag #1 vom 29. Jan. 2009 10:59 Uhr
Oliver
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Hallo zusammen,
mal eine Frage aus Neugier.
Momentan sind ja in vielen Zeitschriften Berichte zur Varusschlacht etc. pp und fast immer sind Bilder römischer Legionäre mit Caligae abgebildet. Nun ich hab mich dann mal gefragt, ob offene Sandalen für einen schönen germanischen Winter wirklich praktisch sind ?
Weiß jemand ob es bei den `ömern auch Winterschuhe oder geschlossene Stiefel etc gab ?
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Eintrag #2 vom 29. Jan. 2009 12:03 Uhr
Thorsten
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Moin Olli,
bin ja auch nicht so der Römer, doch vielleicht ist erstmal der folgende Artikel für Dich interessant:
Beliebt waren wohl Calcei, geschlossene und genagelte Stiefel und Schuhe. Nach dem was ich weiß, gibt es hier in der Gegend, sprich in Deutschland auch kaum oder keine Funde der Caligae.
Ich habe mal gelesen - fragt mich jetzt nicht wo - dass die Caligae in der Anfangszeit auch mit Stoffbändern versehen wurden, um sie den Temperaturen anzupassen und dass in England eine Art Socken gefunden wurde, die in den Caligae getragen wurden.
Aber ich denke, dass die Römer-Spezialisten, da sicher noch genauere Angaben machen können.
Bis denn
Thorsten
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Eintrag #3 vom 30. Jan. 2009 10:18 Uhr
Rolf Schubert
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Moin,
ich bin zwar kein Römer, aber es gibt einige Caligae Schuhfunde.
Ich möchte hier auf das Buch "Römische Lederfunde aus Mainz" von Jutta Göpfrich verweisen.
Ob der Calceus auch vom röm. Militär getragen wurde entzieht sich leider meiner genauen Kenntniss. Allerdings sind alle römischen Schuhe genagelt. Nicht nur die militär Stiefel.
Beim kurzen drüberlesen, stelle ich gerade fest das es sich beim Calceus um einen zivilen Schuh/Stiefel handelt.
Was macht also der römische Soldat gegen die Kälte am Fuß? Schneller marschieren! :-))
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Eintrag #4 vom 30. Jan. 2009 10:44 Uhr
Claudia
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Wenn man sich mal die Schuhe der Einheimischen anguckt, so stellt man fest, daß auch die Schuhe der Germanen nicht grad mehr Schutz gegen Kälte geboten haben als die Caligae der Römer - eher im Gegenteil. Schließlich bestand die Sohle der germanischen Schuhe im Unterschied zu den römischen nur aus einer Schicht Leder, was deutlich schlechter gegen die Kälte des Bodens isoliert. Und die Isolation der Sohle ist eigentlich das Wichtigste. Und wesentlich "geschlossener" als die römischen Schuhe waren die germanischen auch nicht grade.
Also was macht man, wenn man mit dünnen Schuhen im winterlichen Germanien rumhüpft?
Abgehärtet sein, bei schlechtem Wetter drinbleiben, oder an Lungenentzündung sterben :-)
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Eintrag #5 vom 30. Jan. 2009 11:06 Uhr
Rolf Schubert
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Da ich aber nicht nur im Hochsommer als Germane rumhüpfe ;-) ziemlich verweichlicht bin und kein Interesse daran habe meinem Arbeitgeber wieder mal zu erklären warum ich schon wieder krank bin, bevorzuge ich Fußlappen in den Bundschuhen.
Ansonsten wie schon vorher geschrieben, viel bewegen.
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Eintrag #6 vom 30. Jan. 2009 13:35 Uhr
Claudia
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Rollo, ich fürchte, ich bin noch deutlich verweichlichter als Du - bei mir reichen son paar Läppchen nicht, um die Füße warmzuhalten. Wenns trocken ist, gehts, solange man sich bewegt, aber wehe es wird feucht…
Meine Altvorderen müssen da deutlich abgehärteter gewesen sein als ich.
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Eintrag #7 vom 04. Feb. 2009 18:42 Uhr
Svenja Grosser
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In Vindolanda am Hadrianswall in England sind ßberreste von Stofflappen gefunden worden, die man als Art Socke identifizierte. Auch in Texten aus Vindolanda ist von Socken die Rede. Also wärmenden Stoff um die Füße gewickelt und dann in die Caligae geschlüpft. :-)
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Eintrag #8 vom 05. Mai. 2009 07:53 Uhr
Martin Moser
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Es läßt sich leider nicht genau sagen, was der Standard in Sachen Winterausrüstung war. Geschlossene Schuhe gab es jede Menge und auch schon im 1. Jahrhundert. Caligae verschwinden Ende des 1./Anfang des 2.Jhs, spätestens dann trägt das Militär in jedem Fall geschlossenes Schuhwerk, das in Erscheinungsbild und Herstellung unseren Halbschuhen bzw. Stiefletten nahekommt. In den allermeisten Fällen war das Schuhwerk genagelt.
cheers,
Martin
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Eintrag #9 vom 14. Mai. 2009 07:54 Uhr
Martin Moser
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Hier übrigens noch ein Link zu der in Vindolanda gefundenen textilen Socke:
Bemerkenswerterweise wurden in Vindolanda zwar etliche Schuhe, aber keine Reste von Caligae gefunden.
(mehr Info zu Vindolanda: vindolanda.csad.ox.ac.uk)
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Eintrag #10 vom 03. Dez. 2009 19:32 Uhr
Joerg
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Hallo,
ich bin neu hier in diesem Forum, aber vielleicht kann ich euch helfen.
Ich selbst bin im römischen Reenactment tätig und das seid einigen Jahren.
Was die Winterausrüstung der Legionäre betrifft, so kann ich dazu sagen, dass diese vorhanden war und mehr als ausreichend ist.
Natürlich haben die Römer in der kalten Jahreszeit feste, geschlossene Schuhe getragen. Ihr müßt das Hollywood-Bild des leicht bekleideten Römers in Sandalen vergessen. Das ist Schmarrn.
Auch in Italien gibt es strenge Winter. Vor allem im Norden.
Der Calceus ist ein solcher Schuh, nur hatte er verschiedene zusätzliche Bezeichnungen, je nach dem, welchen Stand man hatte.
Der Calceus equestris ist ein Reiterstiefel aus sehr feinem Leder, der calceus patricius war rot und hatte einen Anhänger aus Elfenbein in Form eines halbmondes (Lunula)und wurde bzw. durfte nur von Patriziern getragen werden, der calceus senatorius nur von Senatoren usw..
Die Caligae war ein reiner militärischer, offener Stiefel. Dieser wurde im Winter durch einen geschlossenen calceus ersetzt. Er konnte allerdings auch durch eine Art kniehohen Strumpf (tibialia)aus Leder oder Stoff verstärkt werden. Dazu trug man 3/4 Hosen (feminalia).
Ich hoffe, dass euch mit der Antwort geholfen ist.
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