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Kelten und Römer im Alpen-Adria-Raum - Das Zusammentreffen zweier Kulturen

€ 19,90 - Konrad Theiss Verlag, Februar 2006

"Multimediale DVD mit Hauptdokumentarfilm (58 Min.) und Kurzfilmen, animierten Zeitleisten, ausdruckfähigen Dokumenten und 3D-Rekonstruktionen"

Rezension: Bettina Von Stockfleth  Profil   Nachricht Bitte einloggen, um Bettina Von Stockfleth eine Nachricht zu schreiben.

Multimediale DVD mit Hauptdokumentarfilm (58 Min.) und Kurzfilmen, animierten Zeitleisten, ausdruckfähigen Dokumenten und 3D-Rekonstruktionen

Ausgangspunkt der Dokumentation, welche die Entwicklung keltisch-römischer
Beziehungen im Alpen-Adria bis in die Spätantike schildert, ist die Plünderung des
noch jungen Stadtstaats Rom durch die Kelten unter Brennus im Jahr 387 v.Chr. Kurz
abgehandelt werden die komplexen keltischen Wanderbewegungen im mittel- und
südeuropäischen Raum, die auch das Vordringen keltischer Stämme in den Ostalpenraum
zur Folge hatten und das Misstrauen der Römer weckten. Obgleich der Handlungsfaden
konsequent chronologisch angelegt ist und relevante historische Fakten sowie
archäologische Funde angesprochen werden, wie z.B. der keltische Waffenfund von Förk
(Kärnten), stehen hier die großzügig eingestreuten Landschaftsaufnahmen oft im
Vordergrund und lassen bereits erahnen, wer diese DVD-Produktion mitfinanziert hat.

Wirklich ärgerlich sind die Szenen, in denen "Kelten" und "Germanen" auftreten:
Statt Trachten der Mittel-Latène-Zeit mit Wolldecken drapierte Gestalten sowie
frühmittelalterliche Stickereien inselkeltischer Herkunft an der Tunika. Der
fellbedeckte Germane bedient natürlich jedes Klischee. Fast harmlos wirkt dagegen
noch der mit den Kelten am Lagerfeuer verhandelnde Römer in Senatorentoga.

Qualitativ besser ist die zweite Hälfte des Films: Flüssig erzählt und optisch gut
aufbereitet geht es mit der Gründung der Römersiedlung Aquileia im sich festigenden
norischen Reich weiter. Die Ereignisse von 181 v.Chr. bis zu Cäsars
Statthalterschaft in Norikum werden im wahrsten Sinne des Wortes plastisch
dargestellt. Die computeranimierten Rekonstruktionen frührömischer Siedlungs- und
Tempelanlagen gehören zu den Highlights der DVD, ebenso die zahlreichen gezeigten
Ruinen, wie beispielsweise am österreichischen Magdalensberg. Interessant auch die
Verschmelzung keltischer und römischer Kultur im religiösen Bereich (hervorgehoben
sei der Isis-Noreia-Kult, der in einzigartiger Weise im Norikum gepflegt wurde und
namensgebend für die Provinz war). Verstärkt kommen hier auch Archäologen zu Wort.

Die weiteren Menüpunkte "Kurzfilme" und "Drehorte" sind stark werblich, bieten aber
auch nützliche Informationen zu historischen Attraktionen und potenziellen
Besuchszielen, wie Links zu Websites von Museen und Tourismusverbänden. ßberflüssig
sind die beiden Zeitleisten "Kelten und Römer" sowie "Römische Kaiser". Erstere gibt
nur Daten wieder, die der aufmerksame Zuschauer bereits aus der Dokumentation kennt,
Letztere trifft eine willkürliche wirkende Auswahl von Kaisern; jedenfalls konnte
ich das Auswahlkriterium nicht nachvollziehen.

Diese Rezension hätte übrigens wesentlich früher online gehen können, wenn nicht das
ausdruckfähige Material (PDF-Dateien) lediglich über ein DVD-Laufwerk abrufbar wäre,
sondern auch mittels CD-ROM-Laufwerk. Hier liegt ein weiterer Schwachpunkt. Die
Fragebögen für Schüler halten sich strikt an das Faktenwissen, welches der Hauptfilm
vermittelt und enthalten leider diverse orthografische sowie in einem Fall einen
Kasusfehler, was im Lehrkontext nicht so leicht verzeihlich ist wie die Einblendung
"Amphittheater" im Hauptfilm.
Sehr nützlich dagegen auch für andere Zuschauer ist die geografisch gegliederte
Liste mit Anschriften sowie Webadressen von Museen und anderen historischen
Sehenswürdigkeiten in ßsterreich und den umgebenden Ländern.

Fazit: Eine nicht ganz unproblematische Mischung aus Dokumentation, Schülerlehrfilm
und Tourismuswerbung, wobei ich die DVD aufgrund der überwiegend gelungenen
Aufbereitung ihres Themas in Verbindung mit einem attraktiven Preis trotz deutlicher
Schwächen immer noch empfehlen kann.