„Das Buch der Spiele“ – was mag sich hinter diesem Titel verbergen?
Man schrieb das Jahr 1284 als am Hofe des spanischen Königs Alfons X., „dem Weisen“, dieses Werk fertiggestellt wurde. Alfons hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein Spielebuch (span. „El libro de los Juegos“) gestalten zu lassen, in dem die favorisierten Spiele der spanischen Gesellschaft niedergeschrieben und diese durch farbige Illustrationen veranschaulicht werden sollten. Mit diesem Werk schaffte er ein, aus heutiger Betrachtung, einzigartiges Stück Kulturgeschichte.
Seine Einzigartigkeit begründet sich nicht nur dadurch, dass es eine der schönsten und vollständigsten Quellen der historischen Spieleforschung ist, die uns somit die Kultur des Spielens und den damit verbundenen Kulturtransfer dieser einmaligen historischen Epoche näher bingt. Denn diese Zeit war geprägt durch das Zusammenleben (span. convivencia) dreier Kulturen: den Christen, Juden und Mauren.
Das Buch zeigt zunächst eine Darstellung des Lebens und Wirkens Alfons X. auf, um die Entstehung des Werkes, in Bezug auf die geschichtliche Situation, verständlicher zu machen. Diesen Ausführungen folgt dann die übersetzte und kommentierte Fassung des originalen Spielebuchs.
Das Spielebuch baut auf einer von König Alfons selbst festgelegten Gliederung auf, die folgende Spiele beschreibt: das Schachspiel und seine 103 Probleme nebst Lösungen, Würfelspiele, Tricktrack-Spiele (das heutige Backgammon), das Brettspiel Alquerque und astrologische Spiele.
Nach der Vorstellung dieser Spiele, wozu auch teilweise die Beschreibung deren Herstellung und Beschaffenheit zählt, widmet sich der letzte Teil des Buches den Abwandlungen der vorherig beschriebenen Spiele. Dies geschieht beispielsweise durch den Einsatz größerer Spielbretter oder durch die Verwendung von sieben- bis achtseitigen Würfeln.
Man muss hervorheben, dass sich diese Forschungsarbeit von anderen Arbeiten über „Das Buch der Spiele“ abgrenzt. Diese Abgrenzung zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Autoren nicht ausschließlich der Übersetzung des Originaltextes oder schwerpunktmäßig dem Schachspiel widmen, wie es bei den meisten Publikationen über das Spielebuch der Fall ist.
In diesem Werk befassen sich die Autoren mit allen Spielen, die im „Buch der Spiele“ beschrieben werden, um die kulturgeschichtlichen Aspekte zu verdeutlichen und hervorzuheben.
Diese Aufgabe ist den Autoren mit diesem Werk wirklich gelungen.
Wer sich also für die Kulturgeschichte der Spiele (in Spanien bzw. im Al-Andalus) interessiert und dazu noch einige wunderbare, jedoch unkommentierte Miniaturen bewundern möchte, bereichert sich und sein Wissen durch den Kauf dieses Buches.
Anmerkung: Informationen über die Buchreihe Ludographie findet man deutschsprachig unter: www.Ludographie.at